
"Das Klettern und das Erschließen sind für mich nicht voneinander zu trennen. Das Eine ist mir genauso wichtig wie das Andere, immerhin gäbe es ohne Erschließertätigkeit auch keine Kletterei. Wenn ich reise, bohre ich gerne ein oder zwei Routen ein und hinterlasse damit ein kleines Andenken."
Warum hast du angefangen, neue Routen einzubohren?
Anfangs war das Einbohren einfach eine Abwechslung zum reinen Klettern. Außerdem sind mir im Umkreis von Madrid nicht viele Routen geblieben, denn ich war dort quasi auf allen Routen unterwegs, die es gab. Schließlich kam ich an den Punkt, an dem das Einbohren zu einer Notwendigkeit wurde: Um meine eigenen Projekte umzusetzen, musste ich meine eigenen Routen erschließen. Mittlerweile sind das Klettern und das Einbohren für mich nicht mehr voneinander zu trennen. Das Eine ist mir genauso wichtig wie das Andere, immerhin gäbe es ohne Erschließertätigkeit auch keine Kletterei.
Woher nimmst du deine Motivation?
Die geht mir eigentlich nie aus! Das Einbohren motiviert mich immer wieder aufs Neue, denn es eröffnet mir ständig neue Projekte und Klettergebiete. Die Erschließertätigkeit ist etwas sehr Kreatives, eine Art Kunst. Man entdeckt neue Gegenden und tauscht sich mit der Kletter-Community aus. Ich denke, dass wir unseren Sport wirklich nur den Erschließern zu verdanken haben, die irgendwann mit dem Einbohren neuer Routen angefangen haben – das ist zumindest meine Meinung.
Wie würdest du deinen Erschließungsstil beschreiben? Bohrst du immer nur schwierige Routen?
Grundsätzlich geht es mir nicht nur um die Schwierigkeit der Route. Ich suche Linien, die ich spannend finde – egal ob sie nun schwierig oder etwas einfacher sind. Ich habe auch Routen im sechsten und siebten Grad eingebohrt, aber die meisten meiner Routen haben einen Schwierigkeitsgrad von mindestens 8c. Auch was die Felswand betrifft, probiere gerne alles aus, aber am liebsten klettere ich in Überhängen mit vielen Sintern.
In welchen Gebieten hast du am meisten Routen auf internationalem Niveau erschlossen?
Die meisten Routen habe ich in der Nähe meines Heimatortes erschlossen, in Siurana, Margalef und anderen Orten in Spanien. Außerdem habe ich fast überall, wo ich hingereist bin, auch eine Route erschlossen: in Frankreich und anderen europäischen Ländern, aber auch in China, Mexiko und Venezuela. Wenn ich reise, bohre ich gerne ein oder zwei Routen ein und hinterlasse damit ein kleines Andenken.
Hast du den Eindruck, dass den Erschließern von der Kletter-Community genügend Respekt und Anerkennung entgegengebracht wird?
Ich denke, dass viele Kletterer sich nicht ganz im Klaren darüber sind, wieviel Arbeit, Zeit und Material so eine neue Route erfordert. Die Leute gehen klettern und erwarten, dass die Bohrhaken schon da sind, alles schön sauber und im perfekten Zustand ist. Aber da steckt sehr viel Arbeit dahinter.
Manche Erschließer wünschen sich mehr Anerkennung und möchten am liebsten Geld von den Kletterern verlangen. Davon halte ich aber nicht sehr viel. Wenn du eine Route erschließt, sollte das für dich etwas Zwangloses sein, das dir Spaß macht. Wenn du es gerne tust, machst du es auch sorgfältig und gut. Die Motivation sollte ein bisschen so sein wie beim Klettern. Wer berufsmäßig einbohrt, um Geld zu verdienen, kann seine Sache nicht so gut machen – es geht dann um Schnelligkeit, und das auf Kosten der Qualität. Das finde ich nicht gut.
Wie lange dauert das Einbohren einer Route?
Bei optimalem Gestein und wenn man sehr schnell ist, kann man eine Route in einem Tag einbohren, aber im Allgemeinen ist es sehr schwierig, sie dann auch perfekt zu machen. Für eine gute Route braucht man mindestens zwei bis drei Tage. Die Befestigung der Bohrhaken ist der einfachste Teil der Arbeit. Viel schwieriger ist es, gründlich zu putzen, damit die ganze Linie perfekt ist.